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WAZ: Wenn Ungleichheit zunimmt / Betriebsrenten in Millionenhöhe auch für Lammert nicht hinnehmbar!

Datum: Dienstag, der 13. Mai 2014 @ 21:15:42 Thema: Deutsche Politik Infos

Essen (ots) - Die Debatte über soziale Ungleichheit kommt mit Macht zurück, und zwar nicht aus der sozialistischen Ecke, sondern aus dem Mutterland des Kapitalismus, den USA.

Diese Kritik am Kapitalismus ist nicht links motiviert, sondern liberal, was vielleicht bei uns schwer zu verstehen ist.

Der amerikanische Aufstiegs-Mythos setzt an beim kleinen Mann, der es aus eigener Kraft ganz nach oben bringen können soll.

Daher werden in den USA traditionell Erbschaften hoch besteuert, weil ererbtes als zu Unrecht erworbenes Vermögen gilt - Geld, das nicht aus eigener Arbeit und verdienter Karriere stammt.

Hierzulande gelten Managergehälter von DAX-Vorständen als anrüchig, und das mit einigem Recht.

Vor 25 Jahren verdiente ein DAX-Vorstand 20-mal so viel wie ein Arbeitnehmer, heute 200-mal so viel.

Verantwortlich dafür ist der damalige Vorstandschef von Daimler, Schrempp, der es ungerecht fand, dass Manager in den USA so viel mehr Geld verdienen konnten als in Deutschland.

Schrempp und seine Kollegen setzten um 1989 das Bonus-Modell durch, der Shareholder-Value-Kapitalismus war geboren.

Hinzu kommen für DAX-Manager Betriebsrenten in Millionenhöhe, die etwa auch der Bundestagspräsident Lammert von der CDU nicht hinnehmbar findet.

Der renommierte Sozialhistoriker Wehler erinnert daran, dass das Bundesverfassungsgericht die derzeitige Erbschaftsteuerregelung in Deutschland als nicht mehr verfassungsgemäß einstuft.

Weiterer Kritikpunkt ist die unterschiedliche Besteuerung von Erträgen aus Kapital und Arbeit von 25 zu 45 Prozent.

Daraus leitet der französische Ökonom Piketty ab, mit eigener Arbeit komme man nicht mehr von unten nach oben.

Damit werde zugleich die Sozialstruktur gefestigt: Einmal oben, immer oben. Und umgekehrt: Einmal unten, immer unten.

Pikettys Buch, ungewöhnlich genug, ist in den Vereinigten Staaten derzeit ausverkauft. Im nächsten Jahr soll es in Deutschland erscheinen.

Die Freunde der sozialen Marktwirtschaft sollten über die wachsende Ungleichheit besorgt sein. Unser System muss von Vielen, nicht von Wenigen getragen werden.

Kommentar von Ulrich Reitz

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de

Zitiert aus http://www.presseportal.de/pm/55903/2734776/waz-wenn-ungleichheit-zunimmt-kommentar-von-ulrich-reitz von Harald Hildebrandt, Autor siehe obiger Artikel.


Essen (ots) - Die Debatte über soziale Ungleichheit kommt mit Macht zurück, und zwar nicht aus der sozialistischen Ecke, sondern aus dem Mutterland des Kapitalismus, den USA.

Diese Kritik am Kapitalismus ist nicht links motiviert, sondern liberal, was vielleicht bei uns schwer zu verstehen ist.

Der amerikanische Aufstiegs-Mythos setzt an beim kleinen Mann, der es aus eigener Kraft ganz nach oben bringen können soll.

Daher werden in den USA traditionell Erbschaften hoch besteuert, weil ererbtes als zu Unrecht erworbenes Vermögen gilt - Geld, das nicht aus eigener Arbeit und verdienter Karriere stammt.

Hierzulande gelten Managergehälter von DAX-Vorständen als anrüchig, und das mit einigem Recht.

Vor 25 Jahren verdiente ein DAX-Vorstand 20-mal so viel wie ein Arbeitnehmer, heute 200-mal so viel.

Verantwortlich dafür ist der damalige Vorstandschef von Daimler, Schrempp, der es ungerecht fand, dass Manager in den USA so viel mehr Geld verdienen konnten als in Deutschland.

Schrempp und seine Kollegen setzten um 1989 das Bonus-Modell durch, der Shareholder-Value-Kapitalismus war geboren.

Hinzu kommen für DAX-Manager Betriebsrenten in Millionenhöhe, die etwa auch der Bundestagspräsident Lammert von der CDU nicht hinnehmbar findet.

Der renommierte Sozialhistoriker Wehler erinnert daran, dass das Bundesverfassungsgericht die derzeitige Erbschaftsteuerregelung in Deutschland als nicht mehr verfassungsgemäß einstuft.

Weiterer Kritikpunkt ist die unterschiedliche Besteuerung von Erträgen aus Kapital und Arbeit von 25 zu 45 Prozent.

Daraus leitet der französische Ökonom Piketty ab, mit eigener Arbeit komme man nicht mehr von unten nach oben.

Damit werde zugleich die Sozialstruktur gefestigt: Einmal oben, immer oben. Und umgekehrt: Einmal unten, immer unten.

Pikettys Buch, ungewöhnlich genug, ist in den Vereinigten Staaten derzeit ausverkauft. Im nächsten Jahr soll es in Deutschland erscheinen.

Die Freunde der sozialen Marktwirtschaft sollten über die wachsende Ungleichheit besorgt sein. Unser System muss von Vielen, nicht von Wenigen getragen werden.

Kommentar von Ulrich Reitz

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de

Zitiert aus http://www.presseportal.de/pm/55903/2734776/waz-wenn-ungleichheit-zunimmt-kommentar-von-ulrich-reitz von Harald Hildebrandt, Autor siehe obiger Artikel.






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