Gewissensbisse

Mühlhäuser Kommentar, 15.10.2013

Ein Jeder von uns braucht sein Gewissen wenn wir täglich Schlagzeilen wahrnehmen wie:
- Während in Syrien Chemiewaffen-Experten die tödlichen Gifte des Assad-Regimes zerstören, toben die Kämpfe zwischen den Bürgerkriegsparteien unvermindert weiter.
- Neue Hiobsbotschaften aus der Atomruine Fukushima: In unmittelbarer Nähe steigt die radioaktive Strahlung drastisch an.
- Auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa sind erneut mehr als hundert afrikanische Flüchtlinge eingetroffen.
- Vielen im Süden Europas fehlt es am Nötigsten. Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat Hunger und Armut rasant beschleunigt.
„Gewissenlosigkeit ist nicht der Mangel des Gewissens, sondern der Hang, sich an dessen Urteil nicht zu kehren“, redet uns Immanuel Kant in jenes, denn leider verhalten sich Menschen allzu oft so, wie uns Blaise Pascal zu sagen weiß: „Niemals tut man so vollständig und so gut das Böse, als wenn man glaubt es mit gutem Gewissen zu tun.“ Gewissensbisse haben die Menschen demnach dann, wenn sie die Mahnungen ihres Gewissens ehrlich gelten lassen und diese nicht zu ihrem Wohlgefallen hin uminterpretieren. Wir Menschen können uns unseres Eingebunden-seins in die Wirklichkeit nur darum bewusst werden, da es uns gegeben ist, Freude und Leid, Glück und Trauer, Angst und Hoffnung zu empfinden und uns dessen bewusst zu werden. Vielfältig sind die durch unsere bio-psycho-sozialen Wesensmerkmale bedingten Widersprüche, aus denen heraus wir uns als mit Kreativität, einem Gedächtnis und auch einem Gewissen begabten menschlichen Wesen entwickeln. Warum aber brauchen wir unbedingt ein Gewissen?
Die Hässlichkeit so mancher menschlichen Unternehmung und Tat kann durchaus vergessen machen, dass eigentlich die Tatsache, dass jeder Mensch geliebt werden und Liebe geben will, sein menschliches Wesen und Wirken bestimmt, dass wir Menschen aus unserer Liebe zum Leben heraus zu Schöpfertum bei der Gestaltung unseres endlichen Lebens motiviert sind, wir uns so überhaupt erst als menschliche Wesen aus dem Tierreich erheben konnten und so auch nur als solche weiter existieren können.
Die wahren Ursachen für ihr Schicksal nicht erkennend, sie nicht erkennen wollend, oftmals gar versuchend, sie zu ignorieren, geben sich Menschen oft unsinnigen Hoffnungen hin, die nicht nur nicht erfüllt werden können, sondern die Handelnden zu bösartigen und grausamen Gewalttätigkeiten motivieren und zu brutaler Machtausübung veranlassen können. So konnte aus dem Irrglauben an ein „Herrenmenschentum“ die Deutschen in zwei Weltkriegen zu schrecklichen Grausamkeiten missbraucht werden. Aus der Hoffnungslosigkeit heraus, in ihrem Leben nicht glücklich werden, ihr konkretes Dasein so nicht mehr ertragen zu können, glauben viele Anhänger des Islam der Gegenwart, ihrem Leben durch die Grausamkeit eines Selbstmordattentats einen Sinn geben zu können. Nicht selten werden wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Errungenschaften, die die Abhängigkeit des Menschen von den Naturgesetzen durch deren sinnvolles Anwenden zum nutzbringenden Beherrschen des Naturgeschehens ermöglichen können, zu zerstörerischem Beenden missbraucht. So mussten nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki viele Wissenschaftler bitter zur Kenntnis nehmen, dass sie dem Irrglauben erlegen waren, die Gesetzlichkeit und Verfassungen bürgerlicher Demokratien würden reichen, solch einen entsetzlichen Missbrauch ihrer Erkenntnisse und ihres Wirkens auszuschließen.
Natürliche und gesellschaftliche Gesetzmäßigkeiten und Gewalten sind notwendig und können nicht überlistet jedoch beherrscht und genutzt werden. Besonders bevor wir Menschen ans, sicherlich oftmals notwendige, aber sehr oft auch nicht beabsichtigte Zerstören oder Beenden von natürlich Gegebenem oder selbst Geschaffenem gehen, muss Geglaubtes und Vermutetes vor jeder Entscheidung und Tat bewusst überprüft und möglichst in gesichertes Wissen überführt werden. Die eigentliche Kulturleistung der Menschen ist, sich eigenwillig zu immer mehr Selbstbewusstsein hin zu informieren, um so wahrhaftig mit Wissen und Befähigung ausgestattet, gestalterisch wirksam sein zu können. Das gilt für jeden Menschen im Einzelnen die religiös Gläubigen die Unternehmer die Wissenschaftler die Künstler jeden Tätigen und Handelnden und für jede Menschengemeinschaft in all ihren menschlichen Bestrebungen. Das gilt für uns ALLE, denn WIR sind die Menschen. Das Mensch-Sein hebt durch kreatives Wirken das Naturgeschehen in der mittels unseres Selbstbewusstseins gestalteten Kultur auf, wir Menschen begeben uns so vom Reich der zufallsnotwendig wirkenden Naturgewalten in das Reich unserer für uns selbst und eigens erarbeiteten Freiheit.
Dazu braucht ein jeder von uns sein Gewissen, das Geheimnis der Zwischenmenschlichkeit.

www.briefe-zum-mensch-sein.de

Mühlhäuser Kommentar, 15.10.2013

Ein Jeder von uns braucht sein Gewissen wenn wir täglich Schlagzeilen wahrnehmen wie:
- Während in Syrien Chemiewaffen-Experten die tödlichen Gifte des Assad-Regimes zerstören, toben die Kämpfe zwischen den Bürgerkriegsparteien unvermindert weiter.
- Neue Hiobsbotschaften aus der Atomruine Fukushima: In unmittelbarer Nähe steigt die radioaktive Strahlung drastisch an.
- Auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa sind erneut mehr als hundert afrikanische Flüchtlinge eingetroffen.
- Vielen im Süden Europas fehlt es am Nötigsten. Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat Hunger und Armut rasant beschleunigt.
„Gewissenlosigkeit ist nicht der Mangel des Gewissens, sondern der Hang, sich an dessen Urteil nicht zu kehren“, redet uns Immanuel Kant in jenes, denn leider verhalten sich Menschen allzu oft so, wie uns Blaise Pascal zu sagen weiß: „Niemals tut man so vollständig und so gut das Böse, als wenn man glaubt es mit gutem Gewissen zu tun.“ Gewissensbisse haben die Menschen demnach dann, wenn sie die Mahnungen ihres Gewissens ehrlich gelten lassen und diese nicht zu ihrem Wohlgefallen hin uminterpretieren. Wir Menschen können uns unseres Eingebunden-seins in die Wirklichkeit nur darum bewusst werden, da es uns gegeben ist, Freude und Leid, Glück und Trauer, Angst und Hoffnung zu empfinden und uns dessen bewusst zu werden. Vielfältig sind die durch unsere bio-psycho-sozialen Wesensmerkmale bedingten Widersprüche, aus denen heraus wir uns als mit Kreativität, einem Gedächtnis und auch einem Gewissen begabten menschlichen Wesen entwickeln. Warum aber brauchen wir unbedingt ein Gewissen?
Die Hässlichkeit so mancher menschlichen Unternehmung und Tat kann durchaus vergessen machen, dass eigentlich die Tatsache, dass jeder Mensch geliebt werden und Liebe geben will, sein menschliches Wesen und Wirken bestimmt, dass wir Menschen aus unserer Liebe zum Leben heraus zu Schöpfertum bei der Gestaltung unseres endlichen Lebens motiviert sind, wir uns so überhaupt erst als menschliche Wesen aus dem Tierreich erheben konnten und so auch nur als solche weiter existieren können.
Die wahren Ursachen für ihr Schicksal nicht erkennend, sie nicht erkennen wollend, oftmals gar versuchend, sie zu ignorieren, geben sich Menschen oft unsinnigen Hoffnungen hin, die nicht nur nicht erfüllt werden können, sondern die Handelnden zu bösartigen und grausamen Gewalttätigkeiten motivieren und zu brutaler Machtausübung veranlassen können. So konnte aus dem Irrglauben an ein „Herrenmenschentum“ die Deutschen in zwei Weltkriegen zu schrecklichen Grausamkeiten missbraucht werden. Aus der Hoffnungslosigkeit heraus, in ihrem Leben nicht glücklich werden, ihr konkretes Dasein so nicht mehr ertragen zu können, glauben viele Anhänger des Islam der Gegenwart, ihrem Leben durch die Grausamkeit eines Selbstmordattentats einen Sinn geben zu können. Nicht selten werden wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Errungenschaften, die die Abhängigkeit des Menschen von den Naturgesetzen durch deren sinnvolles Anwenden zum nutzbringenden Beherrschen des Naturgeschehens ermöglichen können, zu zerstörerischem Beenden missbraucht. So mussten nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki viele Wissenschaftler bitter zur Kenntnis nehmen, dass sie dem Irrglauben erlegen waren, die Gesetzlichkeit und Verfassungen bürgerlicher Demokratien würden reichen, solch einen entsetzlichen Missbrauch ihrer Erkenntnisse und ihres Wirkens auszuschließen.
Natürliche und gesellschaftliche Gesetzmäßigkeiten und Gewalten sind notwendig und können nicht überlistet jedoch beherrscht und genutzt werden. Besonders bevor wir Menschen ans, sicherlich oftmals notwendige, aber sehr oft auch nicht beabsichtigte Zerstören oder Beenden von natürlich Gegebenem oder selbst Geschaffenem gehen, muss Geglaubtes und Vermutetes vor jeder Entscheidung und Tat bewusst überprüft und möglichst in gesichertes Wissen überführt werden. Die eigentliche Kulturleistung der Menschen ist, sich eigenwillig zu immer mehr Selbstbewusstsein hin zu informieren, um so wahrhaftig mit Wissen und Befähigung ausgestattet, gestalterisch wirksam sein zu können. Das gilt für jeden Menschen im Einzelnen die religiös Gläubigen die Unternehmer die Wissenschaftler die Künstler jeden Tätigen und Handelnden und für jede Menschengemeinschaft in all ihren menschlichen Bestrebungen. Das gilt für uns ALLE, denn WIR sind die Menschen. Das Mensch-Sein hebt durch kreatives Wirken das Naturgeschehen in der mittels unseres Selbstbewusstseins gestalteten Kultur auf, wir Menschen begeben uns so vom Reich der zufallsnotwendig wirkenden Naturgewalten in das Reich unserer für uns selbst und eigens erarbeiteten Freiheit.
Dazu braucht ein jeder von uns sein Gewissen, das Geheimnis der Zwischenmenschlichkeit.

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